Web 2.0 Startups und Dienste, oder wann auch diese Blase endlich platzt

Web 2.0 "Für jede Mark die wir reinstecken, bekommen wir zwei wieder raus". Mit diesem Spot versuchte IBM anno 1999 den letzten Managern und CEO’s, welche sich noch nicht mit dem Web als Vertriebs- und Absatzweg angefreundet hatten, zu erklären, warum ihr Unternehmen ins Internet müsse. Da besagte Berufsgruppe, ausschließlich ethischem Egoismus fernab jeglicher, sozialer Einstellung, rein dem Mammon und der Gewinnmaximierung frönt, traf dieser Satz genau ins Schwarze und sorgte für einen unglaublichen Schub an neuen, kommerziellen Angeboten im Internet. Plötzlich musste jeder im Web präsent sein und es wurden Unsummen in die Realisierung noch so Wahnwitziger Projekte gepumpt. Aber schön der Reihe nach.

Im ausgehenden, letzten Jahrtausend dominierte an den weltweiten Märkten ein neues Phänomen und war in aller Munde. Die Rede ist von den "neuen Technologien" wie dem Internet und dem Mobilfunksektor und der größte Markt für Technologieunternehmen war die amerikanische NASDAQ. Als Pendant dazu hatten wir Deutschen den Neuen Markt an der Börse, der gerade die Kleinanleger ansprechen sollte und mit geradezu utopischen Gewinnerwartungen der gezeichneten Technologieunternehmen warb. Um mich nicht falsch zu verstehen, nicht dieser Spot, sondern die hohen Gewinnerwartungen waren Auslöser des Booms, nur denken viele automatisch in Verbindung mit der Dot.com-Blase an genau jenen Werbespot, da er einfach bezeichnend für den Trend dieser Zeit war und auch heute noch ist.

Den Höhepunkt dieser Euphorie, zumindest am deutschen Markt, wurde im März 2000 mit dem Börsengang des Halbleiterherstellers Infineon erreicht und stellte auch gleichzeitig den Wendepunkt zum Absturz dar. Gleichzeitig erreichte zu diesem Zeitpunkt die in einen wahren Volkssport ausgeartete Spekulation von Privatanlegern mit Neuemissionen ihren Höhepunkt. Ausgelöst durch den Börsengang von Infineon und den massiven Handel mit dieser Aktie, brachen sogar die Handelssysteme der Frankfurter Börse und gleichzeitig die Orderverarbeitungen einiger Bankhäuser zusammen. Der Clou des ganzen und weshalb der schöne Traum vom schnellen Geld zerplatzte, war schlicht und ergreifend die Tatsache, dass gegen Ende des Booms die hochbewerteten Unternehmen die Gewinnerwartungen einfach nicht erfüllen würden und konnten. Angetrieben durch den extremen Handel und die vorab gegebenen Analysen war deren Börsenwert nicht durch materielle Gegenwerte gedeckt, da das Kapital eines IT-Unternehmens weniger in materiellen Gütern als vielmehr in den geistigen Leistungen seiner Mitarbeiter liegt.

Dieser Boom und die darauf folgende, weltweite Pleite von unzähligen Unternehmen wurde bekannt als die Dot.com-Pleite oder Dot.com-Blase, welche schlussendlich platzte.

Wer nun wie ich den Zirkus damals Live mitverfolgen und erfahren konnte (und ich kenne persönlich einige in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die durch Infineon zum Teil fünfstellige Beträge durch den Geld-Schredder gejagt haben), der erlebt nun auf die ein oder andere Art ein Déjà-vu in Bezug auf die Web 2.0 Entwicklung.

Web 2.0 ist keine Software und auch kein zweites Internet neben dem altbekannten, sondern stellt eine Renaissance des Webs dar. War bislang der lokale Rechner die eigentliche Arbeitsplattform, so strebt man nun die Auslagerung ins Web an. Inhalte dominieren und nicht mehr die äußerliche Erscheinung steht im Vordergrund (weswegen auch prompt ein eigener Web 2.0 Design-Stil entstand und somit jeder Web 2.0 Dienst schon aufgrund der optischen Erscheinung zu erkennen ist). Als ein Grundprinzip steht, dass jeder User die Dienste und Projekte frei mitgestalten und sich daran beteiligen kann. Sprich der Betreiber stellt meist die Plattform und die User liefern den Content. Grundsätzlich eine gute Entwicklung, wäre da nicht der meist kommerzielle Hintergedanke, mit den Inhalten anderer, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden, bare Münze heraus zu schlagen (auch mittlerweile als AAL-Prinzip, "andere arbeiten lassen", berühmt und berüchtigt).

Flogen mir also damals reihenweise Werbeschreiben und Kaufaufforderungen aller möglicher Unternehmen des Neuen Marktes in die Post, so vergeht mittlerweile kaum eine Woche, ohne das ich per Post oder Mail auf neue und ach so innovative Web 2.0 Startups hingewiesen werde. Der einzige Unterschied zu damals ist, dass man früher mein Geld wollte und heute meine Zeit, um für betreffende Dienste Content zu stellen. Heute, genau wie damals, pumpen Investoren Unsummen in haarsträubende Geschäftsideen und konnte man damals den umwerbenden Unternehmen zumindest noch Kreativität und Gute Ideen zusprechen, so komme ich heute aus dem Kopfschütteln über die haarsträubenden Geschäftsmodelle nicht mehr raus.

Schaut man sich einmal auf web2null.de oder deutsche-startups.de die vorgestellten Projekte etwas genauer an, dann klappt einem hier und da schon einmal die Kinnlade herunter. Nicht nur das eigentlich jede gute Idee seit Beginn der Web 2.0 Entwicklung sowieso schon existiert und darüberhinaus bis zum erbrechen kopiert und geklont wurde, nein, um noch ein Stück vom Web 2.0-Kuchen abzubekommen, ist man sich für noch so bekloppte Ideen nicht zu schade. Ich könnte hier jetzt eine unzählige Fülle an Beispielen dafür bringen, jedoch möchte ich nicht auch noch einen Link auf solche Seiten platzieren, deren sinnlose Idee nur noch vom noch sinnloseren, ganz im Web 2.0 Stil gehaltenen Namen übertroffen wird. Diesbezüglich kann sich jeder die Fülle an Paradebeispielen bei den oben genannten Diensten anschauen.

Nun rauschen mir wie gesagt immer öfter Werbeschreiben in die Post, in denen z.B. fellowweb, ein weiteres Social Network (wie ich diesen Begriff mittlerweile schon verabscheue) sich als kleines "XING für Jugendliche" etablieren möchte und mich natürlich prompt dazu einlädt, ein Teil dieser "innovativen" Community zu werden. Keine Woche später rauscht auch schon die erste E-Mail von fellowweb in mein Postfach und besagter "Newsletter" informiert mich über den Hahnenstreit zwischen XING und fellowweb (XING hat Fellowweb kurz und knapp einfach ausgesperrt. Es gab die Möglichkeit seine Daten bzw. Profil von Xing nach Fellowweb zu transportieren und dies wurde von XING, für mich verständlicherweise, unterbunden). Da frag ich mich als erstes, wie fellowweb auf das schmale Brett gerät, dass mich das auch nur im entferntesten interessieren könnte, aber vor allen Dingen frage ich mich allen Ernstes, was aus dem Datenschutz geworden ist und mir, trotz meiner Eintragung in der Deutschen Robinsonliste*, ein Unternehmen hartnäckig versucht, ohne das ich mich bei diesem Dienst eingetragen oder registriert habe, mich auf dem Post und elektronischen Wege, ungewünscht mit ihrem Dünnpfiff zu penetrieren. Wie seriös will sich mir da noch ein Unternehmen oder Projekt bitte offenbaren, wenn es denn auf meinen Wunsch pfeift, in Ruhe gelassen zu werden? Was diese Startups nämlich nicht verstehen, ist dass sich ein Projekt von selber herumspricht und die Mund-zu-Mund-Propaganda noch die beste Referenz für einen Dienst darstellt (siehe z.B. StudiVZ, die zwar mittlerweile auch durch unrühmliche Werbespots von sich reden machen, im großen und ganzen ihren Erfolg aber dem Informationsfluss, Mundpropaganda und Mitteilungsdrang des Web und der Blogsphäre verdanken).

* Die Robinsonlisten sind Schwarze Listen (Schutzlisten) mit Kontaktdaten von Personen, die keine unaufgeforderte Werbung erhalten wollen. Es gibt diese Listen für Briefpost, E-Mail, Mobiltelefon, Festnetztelefon und Telefax. Diese Listen werden von Branchenverbänden der Direktmarketing – Unternehmen sowie des Verbraucherschutzes geführt. Die in diesen Branchenverbänden organisierten Direktmarketing-Unternehmen verpflichten sich, dem Wunsch der registrierten Verbraucher nach Werbefreiheit nachzukommen und in keiner Form kommerziell Kontakt zu ihnen aufzunehmen.
Nicht alle Werbe-Versender halten sich an die freiwillige Verpflichtung, insbesondere nicht solche, die Spam-Nachrichten, Werbe-SMS und -faxe verbreiten oder die ihren Firmensitz im Ausland haben.

Wenn ich mir also per Definition der Robinsonlisten nun das Verhalten mancher Web 2.0 Startups anschaue, insbesondere von fellowweb, dann definiere ich für mich persönlich diesen Dienst schlicht und ergreifend als Spam, da man mich unaufgefordert und ungewollt nervt.

Aber auf das wesentliche zurück. Früher war es mein Geld, heute ist es mein Wissen, meine Zeit und meine Kontaktfreudigkeit, die sich die Unternehmen zu Eigen machen möchten. Das sind jedoch nicht nur Web 2.0 Startups oder Social Networks, sondern auch sonstige im Web 2.0 Universum beheimateten Dienste und Anbieter wie z.B. dieser hier, der mir die Tage geschrieben hat.

From: xxx
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Ort:
Telefon:
Webseite: http://www.criteo.com/de/blogger.aspx
Nachricht: Hallo Herr Theis,

ich habe gerade Ihren ausführlichen Bericht über Alexa gelesen. Ich frage mich, ob Sie nicht Zeit und Lust hätten, unser Widget AutoRoll unter die Lupe zu nehmen. Wie Ihr Artikel und die Kommentare zeigen, ist die Blogosphäre am Thema Ranking und Traffic sehr interessiert.
Ich glaube der eine oder andere Ihrer Leser interessiert sich für unsere Technologie. Unser kostenloses Widget hilft Bloggern ihre Blogs sichtbarer zu machen und wirklich interessierte Leser in der Masse des immer größer werdenden Angebots von Blogs zu finden. Es handelt sich hierbei um die Ausnutzung des Long Tail Prinzips.
Natürlich stehen wir auch einer kritischen Berichterstattung offen gegenüber und freuen uns über Ihr Feedback. Falls Sie Fragen haben, schreiben Sie uns bitte.

Mit freundlichen Grüßen

xxx

Criteo Marketing – AutoRoll
6, boulevard Saint Denis
75010 Paris 2013 FRANCE
Tel: 33 1 40 40 22 90
Fax: 33 1 40 40 22 30

www.criteo.com

Im ersten Moment natürlich schmeichelhaft, Unternehmen lesen meine Seite und legen auf die öffentliche Meinung Wert. Ja, Vordergründig vielleicht richtig, im nächsten Moment versuche ich aber den Zusammenhang zwischen meinem Alexa-Optimierungs-Artikel und dem AutoRoll Widget herzustellen. Mit besagtem Artikel habe ich keinen Dienst getestet oder Tool vorgestellt, sondern erkläre ausführlich, was Alexa ist, wie es funktioniert und wie man das Ranking durch lautere Mittel beeinflussen und verbessern kann. Zwar schreibe ich auch gelegentlich über Dienste und Tools, wie z.B. kürzlich der Artikel über X-RAY, jedoch bin ich in diesem Fall von den besagten Tools oder Diensten auch persönlich überzeugt und möchte diese vorstellen und empfehlen, da ich sie selber nutze oder anwende.

Das ich nun Bewertungen für mir gänzlich unbekannte Tools oder Dienste abgeben soll, spiegelt in diesem Fall wieder genau das, was mir persönlich nicht gefällt. Ich soll Werbung für Dinge machen, die mich weder ansprechen, noch überzeugen. Ob nun kritisch betrachtet oder nicht, Publicity bleibt Publicity und wäre diese Sache nicht gerade sehr zutreffend für die Thematik dieses Artikels, hätte ich sie auch nicht erwähnt.

Aber kurz dazu, worum es bei diesem Widget überhaupt geht. Dieses AutoRoll Widget (von der Grundidee her ähnlich dem MyBlogLog Widget, welches anzeigt, welche Blogger gerade den eigenen Blog besucht und gelesen haben) zeigt zum eigenen Blog affine, andere Blogs an, welche dann wie eine Art Blogrolle z.B. in der Sidebar angezeigt und angeklickt werden können. Grundsätzlich ein schickes Tool um die eigene Seite weiter aufzuwerten, nur bin ich Webdesigner, ich gestalte hauptsächlich gewerbliche Projekte und auch meine eigene Intension als Seitenbetreiber liegt vordergründig natürlich darin, die Besucher bei mir auf der Seite zu halten und diese nicht wieder zu verlieren, da etwaige, themenbezogene Seiten, mit denen ich selbst nicht einmal etwas zu tun habe, auf meiner Seite angezeigt und verlinkt werden. Sorry, aber dem kann ich nichts abgewinnen und dies sollte auch sonst für keinen Seitenbetreiber ein Feature sein. Denn das Widget "klaut" mir ja im Prinzip meine Besucher und führt sie von meiner Seite weg. Gut, nun könnte man Argumentieren, das auch meine Seite in anderen Blogs angezeigt wird und auch so neue Besucher zu mir kommen. Nur ist das "Link-Staffellauf", der keinem dient, weder dem Betreiber, der die Besucher nur noch kurzfristig auf seiner Seite halten kann, noch für den User, der hin und hergerissen von vielen Angeboten nur noch im Schnelldurchlauf über die Blogsphäre pflügt, ohne wirklich noch ausgiebig Zeit auf einer Seite zu verbringen. Die Blogrolle, wie die Links zu anderen Blogs heißen, enthält normalerweise handverlesene Blogs von Betreibern die man kennt, eine Gemeinsamkeit haben oder die man einfach schön und interessant findet. Sprich handverlesen und dem eigenen Geschmack entsprechend. Hier nun wird mir jedoch diese handverlesene Auswahl abgenommen und automatisch durch ein Tool ersetzt. Nicht mehr ich bestimme, wen ich verlinke, sondern ein externer Dienst. Meine Meinung zu solchen Dingen liegt also, alleine schon meiner Arbeit wegen, klar auf der Hand. Desgleichen übe ich persönlich gerne die absolute Entscheidungsgewalt aus, wer auf meiner Seite verlinkt und angezeigt wird oder nicht, ich habe gerne die Kontrolle über meine Seite und lege diese nicht in die Hand externer Anbieter.

Nun gut, jetzt habe ich doch eine Stellung zu besagtem Widget bezogen und Werbung dafür gemacht, aber es dient mir hier als Beispiel für den Artikel und außerdem wurde ja um kritische Betrachtung gebeten.

Aber zurück zu den Web 2.0 Diensten und Startups, denen eigentlich meine kritische Haltung gilt. Genau wie damals wird der Markt wieder einmal überschwemmt und wie schon erwähnt, macht sich da bei mir ein Déjà-vu Gefühl breit. Wie geht diese Entwicklung weiter und wo wird diese Enden? Was wird einem noch alles an Sinnlosigkeit zugemutet und aufgedrückt, bevor auch hier endlich ein Einlenken in geregelte Bahnen stattfindet und man sich wieder auf die wesentlichen Grundmerkmale und -ideen besinnt? Der User vermag diesem Treiben momentan kein Einhalt zu gebieten, denn in jedem noch so sinnfreien Dienst wird sich munter angemeldet, jegliche persönlichen Daten preisgegeben (die auf personenbezogene Verbraucher-Datenspeicherung für den Handel spezialisierten Gesellschaften reiben sich feierlich die Hände) und die gesamte Freizeit damit verplempert, dass eigene Wissen, Unwissen oder Meinung der Gemeinschaft zu unterbreiten (ich meine, bei Twitter freut es scheinbar einen jeden, wenn er liest, dass Lieschen Müller gerade wieder freudig in der Nase popelt und dies der Onlinewelt per SMS auch freudig mitteilt).

Sorry, aber zu viel Information für mich und es wird mir auch nicht gerade leicht gemacht, noch zwischen sinnigen und sinnlosen Diensten zu unterscheiden. Die Grenze verwischt zusehends und statt der angestrebten Informationsvielfalt steht, wie immer, die kommerzielle Ausbeute im Vordergrund. Da ich den Überblick schon vor geraumer Zeit verloren habe, lasse ich die Finger weitestgehend von fast allen Diensten. Natürlich gibt es Ausnahmen und nützliche Dienste und Angebote, aber diese muss man, wie gesagt, mittlerweile schon mit der Lupe suchen. Vormals wirklich innovative und durchdachte Projekte werden nun wie Stückgut gehandelt und reihenweise von großen Unternehmen und Konzernen geschluckt, welche das schnelle Geld gewittert haben. Ehemals werbe- und kostenfreie Dienste sind nun überladen durch Werbung und Richtlinien. Die Blase bläht sich weiter auf und es wird auch hier demnächst einen lauten Knall geben. Zu wessen Gunsten und zu wessen Nachsehen vermag ich persönlich nicht vorhersagen zu können, aber all den Startups und Diensten die in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden sprießen und noch Alpha und Beta in ihrem Logo prangern haben, wünsche ich, dass sie genauso schnell und ruinös in der Versenkung verschwinden, wie sie unüberlegt und wenig durchdacht aufgetaucht sind.

Nachträgliche Anmerkung: Diesen Artikel hier habe ich über mehrere Tage hinweg geschrieben, so wie ich das bei den umfangreichen Artikeln immer tue und als ich heute morgen ein bissel in Yigg gestöbert habe, bin ich über den Artikel "Wieviel Millionen hättens denn gern?" des JOBlogs gestolpert, der sich mit ähnlicher Thematik befasst. Ich war schon kurzt davor, diesen Artikel hier wieder zu verwerfen bzw. aufzuschieben, weil beide sehr themenverwandt sind, aber ich denke genau dieser Zufall zeigt, dass sich sehr viele mit der Web 2.0 Entwicklung und den einhergehenden sowie oftmals sinnentleerten Randerscheinungen beschäftigen.

Update am 15. Okt. 2007: Spiegel Online hat heute mit Dotcom-Phantasien – Von Yoomba, Oodle und Kaboodle (von Marc Pitzke) einen sehr interessanten Artikel zu diesem Thema veröffentlicht:

Die Namen neuer Internet-Startups werden immer alberner, ihre Geschäftsideen ebenso. Manche im Silicon Valley halten das für innovativ. Andere dagegen sehen es als ein Omen dafür, dass die Tech-Blase bald platzt.

Für Interessierte sehr empfehlenswert und auch sehe ich damit meine persönliche Vorahnung und Einstellung aus meinem obigen Artikel damit in vielerlei Hinsicht bestätigt.

Update am 07. Nov. 2007: Auch die Sueddeutsche Zeitung widmet sich in ihrer Onlineausgabe dem Thema mit dem Artikel Web-2.0-Expo – Zwischen Euphorie und Blase (von Johannes Kuhn):

„Viele Unternehmen wenden große Summen auf, eine Community ins Leben zu rufen und Traffic zu generieren. Sie hoffen, dass sich damit irgendwann Geld verdienen lässt“, fasst Christian Leybold von der Risikokapitalfirma BV Capital das Dilemma zusammen. Doch wo die Erlöse herkommen, bleibt noch schleierhaft, weil Nutzerzahlen und Ertrag in einem krassen Missverhältnis stehen.

Der Artikel befasst sich mit der in Berlin gastierenden Web 2.0 Expo von Internet-Guru Tim O’Reilly.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 7. September 2007 um 15:30 Uhr veröffentlicht und wurde unter Allgemein, Web 2.0 abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sergej

    Sehr gut geschrieben, auf den Punkt gebracht.

  2. Pierre

    Toller Artikel! Wir wissen das in irgendwelchen Marketing/Werbeagenturen (lange genug selbst dazu gehört) für alles bzw. jeden Trend ein Label gefunden/gemacht werden muß. Persönlich denke ich das wenn man hinter das Label „Web 2.0“ schaut, die Produkte zumindest von der Idee her nachhaltiger wirken. Natürlich gilt auch hier „Survival of the fittest“ – was bei dieser „Blase“ ein wenig mehr als nur „Ebay“ und „Amazon“ sein sollte.

  3. Sebastian

    Hallo,

    ich stimme mit dem Grundgedanken deines Artikels voll und ganz überein. Mal kurz ein paar Worte dazu:
    Das Internet ist für viele Kommunikationsplattform und Ratgeber, Selbstdarstellung, … die ganzen positiven Dinge eben. (Wie auch beim Essen sollte hier gelten: In Maßen, nicht in Massen, sonst wird’s negativ.)
    Jedoch, und das ist der Kern, den ich deinem Artikel entnehme) haben es sich diverse zwielichtige Gestalten es sich zur Aufgabe gemacht, das Internet und dessen Nutzer nur zu ‚melken‘ und nicht wirklich voranzutreiben. Und da haben wir den Kritikpunkt, von dem dein Artikel handelt: früher und heute wurde die User durch Abonnements, Mitgliedschaften, Werbefakes usw. abgezockt, heute schlicht und einfach durch den Diebstahl ihrer Zeit oder ihres Traffics.
    Jetzt weiß ich nicht so recht… soll ich jetzt in dumpfes Selbstmitleid verfallen, oder doch lieber das Internet mit einem viel kritischerem Blick messen ? 😉

    MfG Sebastian

  4. ShoX

    Hi ulf,
    schöner Artikel!
    Ich verfolge auch schon seit einiger Zeit diesen „Boom“, jedoch muss man dann auch wieder die „guten Seiten“ des Web2.0 sehen … Was wären manche ohne Wikipedia, ohne flickr, ohne youtube?
    Diese sind heute, speziell in der Blogsphäre, kaum noch wegzudenken.
    Und genau diese Dienste waren es ,die großen Innovationen, die die Blase erst aufgepumpt hatten. Das waren gute Ideen, gut durchdacht und mit viel Liebe aufgezogen.

    Nur was man jetzt so sieht was alles aus dem Boden sprießt, kann man nur noch als Unkraut bezeichnen.
    Selbst das vor dir angesprochene StudiVZ hat für mich nie wirklich mit Kompetenz geglänzt.

    Deswegen bin ich auch gerade dabei etwas eigenes auf die Beine zu stellen … nicht aus Gier, nicht „um dabei zu sein“, sondern einfach um zu zeigen, dass gute Ideen und Qualität auch vereint sein können … auch im Zeitalter des Web 2.0

    mfg
    ShoX

  5. NiBa

    Ich bin der Meinung die Blase platzt spätestens dann, wenn Marketingabteilungen ein Einsehen haben und auf dem Gebiet des Online-Marketings zurückrudern. Google zeigte zuletzt schon Tendenzen, Social Bookmarking Dienste in den SERPs zu „bremsen“ und auch der öffentlich einsehbare PR wird wohl früher oder später fallen.

    Ohne CPC und Linkverkauf werden es viele Spaßdienste Marke zwo-null schwer haben. Die angesprochene Zielgruppe wird einfach nicht bereit sein (wie schon im web 1.0) Bares auf den Tisch zu legen, solange es so ziemlich alles in kostenfreien Ausführung gibt.

    Um einen Stammbaum zu erstellen, reicht für mich mitunter Zettel und Bleistift. Zumindest dann, wenn ich nicht Berufsstand, Eheglück und Kinderzahl meines Urgroßonkels mit der vernetzten Welt teilen möchte. Und Energie spart die offline – Variante allemal …

  6. Gerd-E.

    Jaja, der Grundgedanke stimmt. Ich ziehe da Parallelen zur Werbung im TV etc. – Geld bestimmt die Welt!!

    Wie viele Webseiten wird es wohl geben, die reineweg nur gemacht sind, um das schnelle Geld zu machen. Das ist genau so, wie der Immobilienhype in Amerika und schnell fehlen dann mal einer deutschen Landesbank „nur“ 17,3 Mrd.
    Google mit seinem Adsense pass genau auch in das Schema. Linkverkauf ist verboten und soll bestraft werden, die Anzeigen werden allerdings nicht weniger.

    Und just zu diesem Zeitpunkt beginnt dann auch Yigg mit Werbebannern und bezahlten Links 😉 oder 🙁

    Aber alle machen mit….

  7. Vitali

    Hab auch früher gedacht das es einige Blasen gibt oder geben wird.

    Ab er ich glaube bloger gehören dazu und werden dazu gehören.
    Es sind eben Tagebücher wie bei den Menschen zuhause, nur halt Öffentlich.
    Und die Übertriebenen Preise für die Portale sind zwar da aber die Konzerne können diese Portale noch nicht mal zu 50 % diese ausbeuten. Die Werbung ist halt noch Präzise!

    Frage hab gelesen das du Template für XTC machst !
    Was kostet so was den?

  8. Ulf (Admin)

    Für Preisauskünfte und Anfragen bitte per Mail an mich wenden oder das Kontaktformular verwenden.

  9. Toasti

    Tja, das war damals wie eine Sucht für alle Unernehmen. JEDER wollte und musste an die Börse, wer nicht in den On/Off Medien dazugehörte, der war Raus aus dem Rennen.
    Die besonders guten Web-Firmen freuten sich über einen gewonnenen EMMA Award (auch wenn niemand wusste was das war) und die Mitarbeiter wurden teilweise verheizt wie warme Semmel. Überstunden gabs damals nicht, nur zu viel Freizeit.
    Und jede noch so kleine Klitsche versuchte auf diesem Weg auch an private Investoren ran zu kommen und das Geld lag förmlich bei vielen echt locker. Das Grundkonzept davon war evtl auch gar nicht schlecht, aber es wurde ja so dermaßen übertrieben, das es klar war das niemand die super hochgesteckten Ziele erreichen könnte. Weder die kleine Werbefirma, noch Firmen wie Infineon.

    Aber die Sache damals hatte sicherlich auch nicht nur schlechte Seiten. Das Internet hat es wirklich nach vorne gebracht, denn man merkte, das man da ja noch mehr machen konnte als nur ein Photoshop Layout 1 zu 1 ins Web zu setzen oder mit dummen hüpfenden Gif Bildchen und Content-Armut zu glänzen. Dann gab’s die Flash Euphorie, natürlich noch weitestgehendst ohne wirklich nutzen. Lustig anzusehen, aber eigentlich total überflüssig.
    ABER… als das hat spuren hinterlassen und floß in die nächste Web-Generation mit ein. So nutzen wir eben genau solche Spielereien heute fast selbstverständlich, vieles hat seinen Platz gefunden und das sehe ich sehr Positiv.

    Und mit dem Déjà-vu hast Du leider ebenfalls recht. Mir hängt dieses Web 2.0 gequatsche schon eher zum Hals raus. Der Div Wahn, genauso wie das ultra Barriere freie Web das man unbedingt machen muss um Hipp zu sein kommt mit den genau gleichen Begründungen daher wie es sie schon vor 6-8 Jahren gab. Da werden wieder mal die Blinden genannt, die nun aber plötzlich in Tabellen nix mehr lesen können, die Browserkompabilität usw… Alles eben eigentlich das gleiche, was man damals auch schon genannt hat.

    Man merkt jedoch einen Unterschied: Wie fast alles Schnelllebiger wird, so scheint auch grad die Web 2.0 Euphorie recht schnell nachzulassen. Einiges macht durchaus Sinn, aber bei einigen Dingen interessiert es wirklich nur die Freaks und Vorreiter. Der Rest bekommt es ja fast gar nicht mit. Das ist wie eine Szene, die sich in sich dreht. Es gibt ja schließlich auch noch genug Deutsche die gar nicht wissen was ein Blog ist. Man mag das kaum glauben, aber man darf die Augen auch nicht vor der Realität schließen.

    Web 2.0 ist das, was man für sich selbst als nutzen daraus ziehen mag. Ich selbst seh das recht gelassen, mir wurde vor einigen Wochen auch das AutoRoll angeboten, aber bisher sehe ich darin keinerlei Nährwert oder tatsächliche Aufwertung. Wie Du schon sagst, für Dienstleister ist es nicht Gut, seine Kunden auf diese Art weiter zu schicken und für private Bloger wirds halt erst interessant wenn da mal irgendwann wirklich viele Leute mitmachen.

    In diesem Sinne, danke für einen sehr guten Beitrag.
    Lg Toasti

  10. Weltpresse

    Netter Artikel – bei den meisten Punkten muss ich dir (leider) zustimmen – ich denke, die Blase wird auch irgendwann platzen. Der Weg wird meines Erachtens wieder weg von der Multimedia hin zum Reallife gehen.

  11. Christoph

    Blase hin oder her – nach den letzten Umschwüngen in Gestalt der Client/Server-Welle der 90er und dem Web- und E-Commerce-Boom 2000 folgt nun die Services-Transformation – Stichwort Service-orientierte Architekturen (SOA) + Software-as-a-Service (SaaS).

    Hier meine Zusammenfassung zum Thema:

    Web 2.0 eröffnet als dritte wichtige Servicekategorie neue Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten und bildet heute schon ein Rahmenwerk für neuartige webbasierende Geschäftsmodelle.

    Das Ziel zukunftsorientierter Unternehmen wird es sein, die gesamte Kette vom Back-Office bis zum Kunden durchgängig zu vernetzen und dabei alle vorhandenen Medienkanäle einzubinden – von der TV-Werbung über Online-Communities bis in die Weblog-Szene.

    Web 2.0 wiederum etabliert interaktive, anwendergetriebene Nutzungsformen: Vom Video für Werbung und Web TV über Experimente bei Werbekooperationen bis hin zur Entwicklung von Co-Produkten und -Services.

    Ziel einer zukunftsgerichteten Geschäftsstrategie muss es sein, Web-Services nutzbar zu machen. Wachsende Bedeutung für das Business gewinnen die Möglichkeiten des Knowledge Sharings (WIKIS), der Empfehlungshandel (Social Commerce) sowie Communities , die von der Marketingseite immer stärker in die Markenentwicklung einbezogen werden.

    Das Ziel zukunftsorientierter Marken-Unternehmen wird es sein, die gesamte Kette vom Back-Office bis zum Kunden durchgängig zu vernetzen und dabei alle vorhandenen Medienkanäle einzubinden – von der TV-Werbung über Online-Communities bis in die Weblog-Szene.

    Und eins ist sicher: Hier läßt sich auf seriöser Grundlage viel Geld verdienen und es ist erst der Anfang!

  12. Hendrik

    Hey, ein wirklich interessanter Artikel. Bin gerade durch Zufall darüber gestolpert, weil ich durch die Frage eines Forenusers zu einem Tutorial von dir auf deiner Seite gelandet bin.

    Ich habe mich schon oft gefragt, wie sich verschiedene Projekte finanzieren sollen, die dem Benutzer nahezu alles bieten wollen, dafür aber nichts außer Benutzerdaten als Gegenleistung erhalten.

  13. chris

    Eine Blase gibt es immer dann wenn übertrieben wird. Meiner Meinung nach wurde noch nicht wirklich übertrieben – vielleicht mit StudiVZ und paar wenig anderen Projekten. (Bei StudiVZ wurde lt. Angaben ca. 80 Mio bezahlt – das sind fast 40 Euro pro aktivem User ca.) – und ob diese Rechnung aufgeht weiß ich nicht wirklich…) Aber wie gesagt gibt es meiner Meinung nach noch keine „Gefahr“ vor dem Platzen einer Blase. Wenn ich dt. Seiten beobachte, muss ich eher sagen dass Dtl. noch ziemlich weit hinter ist. Es ist selbst heutzutage noch sehr einfach zu sehr schweren Keywörtern innerhalb weniger Wochen oder Monate in den Top 10 zu stehen. Auch die großen Marken fehlen zu sämtlichen wichtigen Keywörter. Deshalb ist da noch genügend Luft bis die Blase sich dehnt…

  14. Herbert

    Ich stimme dir eindeutig zu, dass das Web 2.0 sich langsam zu einer riesigen Blase entwickelt.

    Trotzdem sollte man die eine oder andere Anwendung durchaus mal ausprobieren.

    Dieses tolle Blog z.B. habe ich vorhin über einen del.icio.us-User entdeckt, dessen Geschmack beim „Artikel bookmarken“ mir sehr ähnlich ist…

  15. Frühaufsteher

    Richtig @ chris! Die ganz großen Unternehmen haben sich bisher doch noch recht zurückgehalten, aber wer weiss wie lange noch? Auch ich sehe hierbei noch mächtig Luft nach oben. Bleibt nur die Frage, ob es soweit auch kommt?

  16. Peppermint

    @Chris

    Zitat:
    **************************************************

    „Ich habe mich schon oft gefragt, wie sich verschiedene Projekte finanzieren sollen, die dem Benutzer nahezu alles bieten wollen, dafür aber nichts außer Benutzerdaten als Gegenleistung erhalten.“

    **************************************************

    Genau dass ist der Punkt – die Werbung die auf den Web 2.0 Seiten eingeblendet wird, ist schon fast der „positive“ Nebeneffekt für die Betreiber.

    Das grosse Geld wird mit den Daten verdient. Steht doch in allen AGBÅ› – spätestens nach Übernahme eines Globalplayers – dass die Daten zu Werbezwecken in allen Variationen genutzt werden dürfen.

    SMS – Telefon – Email – Postweg und was man sonst noch an Kontaktmöglichkeiten zu Verfügung stellt.

    Diese detailierten Adressen sind einiges wert – lassen sie sich doch, je ausführlicher die Datensätze sind, an alle und jeden, der Interesse daran hat, verscherbeln.

    Fehlt nur noch, dass einen demnächst „proffesionelle“ Call Agents per ICQ oder Skype kontaktieren um einem irgendeinen Müll ans Bein zu tackern.

    Frei nach dem Motto :

    „Herzlichen Glückwunsch – Sie haben bei unserem Gewinnspiel gewonnen – darf ich Ihnen aber zunächst unsere neue ..blah blah blah… vorstellen…“

  17. koellmania

    „Renaissance des Webs“

    wirklich super Beitrag!

  18. Shakti

    Hallo, sehr schöner Artikel.
    Ich muss gerade ein Referat über das Thema Web 2.0 halten, und habe mich deswegen auch persönlich damit beschäftigt.
    Zu dem Punkt, der bald platzenden Blase, weil man auf einmal merkt, es lässt sich so schnell doch kein Geld verdienen: Spricht der Spendenaufruf von Wikipedia nicht genau dafür?

    Mich persönlich würde noch interessieren, was Sie zu den Zielen und Ideen, die anfänglich hinter Web 2.0 standen, denken und ob diese realisiert wurden?!
    Gerne auch eine persönliche Antwort per Mail.
    Gruß

  19. Frank Steineck

    Zur Zeit teste ich, nun schon seit etwa einem Jahr, einige spezifische Plattformen deren Beitragende sich abschaffen mehr zu bewirken als eher Wellen zu verursachen die vielleicht nur der sieht der den Stein ins Wasser wirft. Beinahe so it es. Tue ich nichts, so passiert so gut wie nichts in Monaten sogar. Der ganze Aktionismus der Betreiber zielt darauf ab, dass Besucher einen Glauben entwickeln und ihn zum Bekenntnis erweitern. Es bleibt ein wenig mehr Sichtbarkeit die man gewinnen kann. Das muss man hinzufügen. Doch wird man seinem Publikum sichtbarer? Die Frage bleibt offen.

    Wahrnehmung eines Poeten:
    Web 1, 2, 3 …
    In Kreativität
    Aber dann wird Kreativität auch
    Ganz plötzlich kreativ… dann
    Umfangen von Falscher Wahrnehmung
    Qualität ist kaum dabei.

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